Reiseberichte/Podcasts
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- Geschrieben von: Jörg Heierli
- Kategorie: Frankreich
Frankreich
Der Colle dela Lombarde ist der Pass zwischen Frankreich und Italien und geht auf 2400m hoch. Wir sind frühzeitig gestartet und bald beginnt die Steigung. Es ist etwa so wie auf dem Grimsel, nur mit schönem Wetter, aber genau so steil. Aber ich bin gut trainiert und schaffe es Kilometer zu machen. Nur die dauernden Motorrad.- und Autofahrer, die irgendwie immer im Konvoi zu fahren scheinen, zwingen mich geradeaus zu fahren, was mich extrem Kraft kostet.
Wer findet mein Logo?
Auf halber Strecke liegt die höchste Kirche von Europa, die Santa Anna. Ein Umweg von 2 Kilometern und 200 Höhenmetern, den wir doch gerne in Kauf nehmen.
Die Aussicht von da oben ist genial und ich bin am Fotos schiessen. In der Kirche sind sehr viele Bilder aufgehängt, erst als ich sie mir näher anschaue, wird mir klar, dass das alles Bilder von Verkehrsunfällen sind. Hunderte von Bildern zeigen Autowracks, Patienten im Spital, Unfallbilder. Offenbar danken die Überlebenden von Verkehrsunfällen hier irgendeiner Heiligen.
Wir fahren dann wieder zurück auf die Hauptroute und Nachmittags um 3 sind wir dann auch schon auf dem Pass. Ich lasse es mir nicht nehmen, mein Logo auf das Passschild zu kleben.
Die Landschaft um uns herum ist wunderschön, mit ihren Bergen und Kiefernwäldern.
Dann fahren wir hinunter und einen Tag später finden wir uns in der haute Provence wieder.
Hier ist alles bergig und vertrocknet, und die typischen Lavendelfelder, werden wir auch erst unten in der basse Provence sehen. Dafür wächst hier überall wilder Thymian, mit dem ich dann auch koche.
Die Haute Provence ist eigentlich ein Hochplateau, das von Flüsschen zerschnitten ist, und gewaltige Schluchten bildet. Eine dieser Schluchten heisst gorge des Verdon, sie ist gewaltig gross und zieht sich so weit wie man sehen kann. Wir fahren den Rundweg zur Schlucht, der 600 Höhenmeter fällt, und ein gewaltiges Panorama bietet. Den Rückweg fahren wir von der falschen Seite, weil Einbahnstrasse, zurück nach la Palud sur Verdon.
Acuh von der Haute Provence runter von 1000m auf 400m Meter hat die Gegend nochmals riesige Berge und Schluchten, mit tollen Formen und seltenen Geiern zu bieten. Man sieht am Ausläufer der Berge noch, wie der Bach, der Verdon, die Berge Verlässt und in einem riesigen blauen See mündet.
Danach ist die Landschaft vergleichsweise flach und langweilig. Die Lavendelfelder sind längst abgeerntet und es ist trocken und heiss. Wir fahren dann bis Montpellier, bauen noch eine Wanderung ein, sehen uns Avignon an, übernachten bei freundlichen Menschen und geniessen die Freiheit. Es ist oft schwierig einen Zeltplatz zu finden, an dem man nicht gesehen wird und man Wasser hat. Aber irgendwas finden wir eigentlich immer.
Meine Ausrüstung macht dafür teilweise Zicken. Die Batterie am Fahrraddynamo ist hinüber, so dass ich kein Licht mehr habe, der Benzinkocher ist auseinandergefallen, der Selbstauslöser ist kaputt gegangen, alles Dinge die schwierig zu ersetzen sind. Ich suche in jedem Geschäft, doch meist finde ich nicht das, was ich brauche. Naja, es ist ja nicht überlebenswichtig. Es nervt halt einfach, wenn alles kaputt geht.
In Montpellier verabschiede ich mich dann von Ingo, und gönne mir dann einen Tag Ruhe um die Website zu aktualisieren, auf einem ordentlichen Campingplatz.
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- Geschrieben von: Jörg Heierli
- Kategorie: Schweiz und Italien
Es ist der Morgen meiner Abreise. Ich bin noch leicht verkatert von gestern, vom Abschiedsfest. Irgendwie wollten mich alle nochmal besoffen sehen. Es gab Grill, und Salate und ich war überrascht, wie viele Leute gekommen waren. Sogar eine Torte mit Brüsten im Bikini hatten sie für mich organisiert…
Manche Leute konnten leider nicht mehr kommen, aber daran denke ich jetzt gerade nicht. Ich sitze vor dem Haus und verbringe noch die letzten Minuten mit meiner Familie. Dann kommt auch meine Filmcrew um meinen Abschied zu filmen. Meine Schwester hat noch alle Nachbarn zusammengetrommelt und dann geht alles ganz schnell. Ich verabschiede mich von allen einzeln, und schon bin ich auf dem Fahrrad. Meine Neffen springen mir noch hinterher, bis ich sie dann doch noch wieder nach Hause schicken muss. Sie sind leider noch zu jung, um zu verstehen, dass ihr Onkel Jörg drei Jahre lang weg sein wird, und dass Afrika sehr weit weg ist.
Dann bin ich auf der Strasse, eine Mischung aus Gefühlen begleitet mich; Vorfreude, Angst, Wehmut, Trauer, Hoffnung. Aber sobald ich einige Kilometer gefahren bin, kann ich das alles beiseite lassen und mich einfach aufs Fahren konzentrieren. Otto sitzt derweil auf seinem Platz auf dem Zelt und schaut sich die Gegend an.
Abends erreiche ich dann meine Grossmutter, meine Beine schmerzen längst nicht mehr so stark wie beim letzten Mal. Mein Onkel wohnt auch da und meine Patin und ihr Freund kommen auch noch zu Besuch.
Am nächsten Morgen klingelt es, als wir gerade beim Frühstück sitzen. Ich dachte es wäre mein Bruder, der auch nochmal vorbei kommen wollte. Aber es ist mein vater, der bei all dem Abschied nicht dabei sein konnte.
Ich bin verdammt froh ihn nochmal zu sehen und es dauert bis 11 Uhr, bis ich mich dann auch noch von allen, auch meinem Bruder, der auch noch gekommen ist verabschiede.
Der Abschied von meinem Vater schmerzt dabei fast am meisten. Er ist immer meine wichtigste Bezugsperson gewesen.
Abschied bei meiner Grossmutter
Ich fahre dann nach Rotkreuz zu meiner Schwester und ihrem Mann und meinem fünften Neffen, wo ich die Nacht und den Nächsten Vormittag verbringe. Auch bei diesem Abschied fliessen Tränen.
Gegen 14 Uhr bin ich dann schon in Luzern, wo ich Ingo, meinen Reisepartner für die nächsten 3 Wochen treffe.
Ingo und ich in Luzern
Ingo sieht mit seinem Ziegenbärtchen, den Reiseklamotten und langen Haaren aus wie ein Langzeitstudent, ist aber Journalist und ein erfahrener Radfahrer.
Schnell merke ich, dass er nicht der Typ für Smalltalk ist, eine Eigenschaft, die uns noch einige gute Gespräche auf der Reise beschert.
Wir sehen uns also kurz die Stadt an und fahren dann los Richtung Sarnen, wo wir dann direkt am Sarnersee zelten. Das Wetter ist gut und wir sollten auch die nächsten drei Wochen keinen Regen haben.
Zeltplatz in Sarnen
Am nächsten Tag geht es dann über den Brünigpass. Ingo hat wesentlich weniger Gepäck als ich und ist immer am Vorausfahren, er hat schliesslich auch die Karte. Während ich im Zickzack fahre, um überhaupt die Steigungen zu schaffen, fährt er alles locker hoch. Aber meine Beine sind gut trainiert und so schaffen wir in den drei Wochen doch immerhin einen Schnitt von 72km/Tag.
Kurz vor Guttannen dann das Unglück. Ingo hat einen Rahmenbruch. Ohne lange zu überlegen, nehme ich meinen Rollgabelschlüssel und mache ihn mit zwei Kabelbindern am Rahmen fest, das hält bis Guttannen, wo wir nicht nur das Glück haben, den einzigen Schweisser im Dorf zu finden.
A
Auch lädt uns seine Familie zum Abendessen ein, es gibt eine Dusche und wir werden sogar noch zum Frühstück im Hotel eingeladen.
Mit guten Erinnerungen an Guttannen und mit dem Versprechen mich mal wieder zu melden, fahren wir dann los, auf den Grimselpass.
Der Pass kostet mich all meine Kraft, es ist sehr steil und der Pass scheint kein Ende zu nehmen. Ich bin immer froh, wenn keine anderen Fahrzeuge unterwegs sind, so dass ich im Zickzack die Steigung besser bewältigen kann. Ich bin bereits schon am unteren Ende meiner Kräfte, als es auf dem letzten Drittel auch noch anfängt zu nieseln. Aber Regensachen nützen jetzt auch nicht mehr, ich wäre auch damit noch völlig nass vom Schwitzen.
Doch schliesslich erreiche ich dann doch noch frierend und mit steifen Fingern, weil ich mich so an den Lenker gekrallt hatte, die Passhöhe. Einem japanischen Touristen fallen fast die Augen aus, als er sieht, wieviel Gepäck ich da hochgeschleppt habe.
Wir ziehen uns hinter einer Hütte um und gehen dann erst mal im Restaurant eine Suppe essen.
Wieder bei Kräften fahren wir noch bis Mörel, wo wir dann einen Ruhetag einlegen, bevor wir uns auf den Simplon begeben.
Der ist relativ einfach zu fahren, meine Beine mögen wieder und er ist auch längst nicht so steil wie der Grimsel. So kommen wir entspannt oben an, wo bereits meine Filmcrew wartet.
Nach dem Fotoshooting zelten wir dann in Simplondorf auf einem Hügel, während meine Crew bestehend aus meiner Tante und ihrem Freund im Hotel übernachten, wo wir dann zu Abend essen.
Aber vorher müssen wir noch den Fahrradständer ersetzen, der mir bereits am Anfang vom Simplon gebrochen ist.
Zu Abend gibt es dann ein letztes Mal noch Rösti und zum Dessert bestellt Jürg, der Freund meiner Tante auch noch echtes Walliser Raclette, welches echt gut schmeckt… …Das letzte Mahl in der Schweiz.
Am Morgen sind wir dann bald los und am Zoll verabschiede ich mich auch von den Beiden, ab jetzt bin ich frei und es wird lang, lange dauern, bis ich wieder zurück bin. Ein wenig wehmütig ist mir schon dabei.
Die folgenden Wochen sind immer ungefähr gleich. Morgens um 8 aufstehen, packen, zum Frühstück gibt’s Müsli mit Wasser (hatte kein Milchpulver mehr), Zelt abbauen. Fahren bis 1100, einkaufen, weiterfahren. Um 1300 dann Mittag mit Brot und Käse und Salami. Abends dann Zeltplatz suchen, Zelt aufstellen Abendessen kochen. Und sobald es dunkel ist, gehe ich auch schon wieder schlafen.
Wir zelten an allen Möglichen Orten, am liebsten an Gewässern irgendwas findet sich immer, wir campen auch schon mal Mitten auf einem Wanderweg, wenns sein muss. Baden und waschen, alles in der Natur. Und natürlich Mücken. 54 Stiche an den Beinen hab ich an einem Tag gezählt…
Ingo und ich fahren durch Italien, immer warmes Wetter, durch Kastanienwälder, über Pässe, Schluchten, kleine Dörfer, die irgendwie in ganz Italien gleich auszusehen scheinen bis wir schliesslich den Pass nach Frankreich, den Colle dela Lombarde erreichen.
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- Geschrieben von: Jörg Heierli
- Kategorie: Proberunde Italien
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- Geschrieben von: Jörg Heierli
- Kategorie: Proberunde Italien
Da mein Knie immer noch schmerzt und ich zu Hause auch noch unerledigte Sachen habe, beschliesse ich mit dem Zug nach Hause zu fahren. Früh morgens muss ich schon auf den Zug. Noch im dunkeln fahre ich zum Bahnhof.
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- Geschrieben von: Jörg Heierli
- Kategorie: Proberunde Italien
Schon früh mache ich mich auf den Weg. Ich habe mich bereits schon von Hans, den Mädels und Wolfgang verabschiedet und das Knie schmerzt auch nicht mehr so sehr. Ziemlich bald bin ich durch Bologna und erstaunlich schnell ist man im Grünen. Ich fahre erstmal paralell zur Hauptstrasse, bis die Strecke bergauf an einem Hang entlang führt. Es geht langsam ein wenig bergauf und plötzlich bin ich eher auf einer Wanderroute, als auf einem Fahrradweg.
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- Geschrieben von: Jörg Heierli
- Kategorie: Proberunde Italien
Ich sitze gerade vor meinem Zelt auf einem richtigen Zeltplatz in Bologna. Ich bin erst spät angekommen und mein Knie schmerzt. Aber ich bin angekommen und das zählt. Wenn man von Westen nach Bologna rein und auf den Stadtcampingplatz will, muss man 5 km Umweg durch die Stadt fahren, da die einzigen Stege über den Fluss baufällig sind. Ich bin dann heute nur durch die Stadt gefahren, ohne gross etwas zu sehen, und wegen des Knies beschliesse ich hier einen Ruhetag einzulegen.